Wie uns Flügel wuchsen von X66 ([KaRe]) ================================================================================ Kapitel 3: Urlaub ----------------- Kapitel 3: Urlaub Mit der Wahl des Urlaubsortes hatten sie die richtige Wahl getroffen. Heiß brannte die Julisonne seit Tagen auf sie nieder, nie war ein Wölkchen am Himmel zu erblicken; der Strand war nicht überfüllt und bot ihnen immer einen Platz, bei dem sie nicht das Gefühl haben mussten, ihren Nachbarn praktisch auf dem Handtuch zu sitzen; zu guter Letzt war das Hotel zwar nicht das komfortabelste (entsprechend dem, was ihre Studentengeldbörse hergab), zumindest aber sauber. Da sie die meiste Zeit bislang am Strand verbracht hatten, um sich vom Unistress zu erholen, hatten sie alle vier schon eine ordentliche Bräune. Die Hitze ließ allerdings kaum andere Unternehmungen als das faule Herumliegen und ein bisschen Schwimmen zu, weshalb sie sich auch an diesem Tag wieder in Richtung Sand und Meer aufmachten. Auf dem Weg dahin begann Takao wieder mit einem für Rei äußerst leidigen Thema. „Was haltet ihr von ihr da drüben? Braune Haare, blauer Rock?“ Diese Worte wurden von einer leichten Kopfbewegung in die entsprechende Richtung begleitet. Als Rei, Kai und Max synchron den Kopf in eben jene Richtung wandten, um die beschriebene junge Frau auszumachen, zischte Takao: „Shh. Guckt doch nicht alle auf einmal, das ist voll auffällig. Jetzt hat sie bestimmt gemerkt, dass ich über sie geredet habe.“ Unter dem Schutz seiner Käppi versuchte Takao, unauffällig auf die andere Straßenseite zu blicken, wo besagte Braunhaarige mit einer Freundin entlang lief. „Selbst wenn“, sagte Kai belustigt. „So hast du zumindest ihre Aufmerksamkeit.“ „Ach, halt die Klappe. Du hast doch keine Ahnung von Frauen.“ Takao wollte Kai spielerisch zur Seite schubsen, aber dieser wich grinsend aus. An Max und Rei gerichtet, fragte Kai scheinheilig: „Findet ihr nicht auch, dass sie irgendwie Ähnlichkeit zu Hiromi hat?“ Die beiden Angesprochenen lachten. Kai konnte es aber nicht lassen, noch einen drauf zu setzen. „Nur weil ich nicht auf Frauen stehe, heißt das übrigens noch lange nicht, dass ich auch keine Ahnung von ihnen habe, Takao.“ „Ja, ja, schon gut. Mach mich ruhig fertig.“ Aber Angesprochener grinste. Das, was sich gerade abgespielt hatte, war zu Reis Leidwesen kein Einzelfall gewesen. Ständig, so kam es ihm zumindest vor, wies Takao auf irgendwelche jungen, sehr hübschen Frauen hin und gerade an Rei gewandt fügte er meist noch eine Ermutigung hinzu, eine von ihnen doch anzusprechen. Er wusste, dass Takao es nur gut meinte und dachte, sich nach der Trennung von Mao Reis nicht existentem Liebesleben annehmen zu müssen. Seine schwarze Sonnenbrille zurechtrückend, seufzte Rei innerlich. Er wusste nicht, warum, aber seit er nicht mehr mit Mao zusammen war, hatte er nicht die geringste Lust verspürt, auch nur mit irgendwem zu flirten, geschweige denn, jemanden näher kennen zu lernen. Dementsprechend unangenehm waren ihm die Bemühungen Takaos. Am Strand angekommen, suchten sie sich einen Platz nahe am Wasser, so dass sie dorthin nicht weit laufen mussten. Rei breitete sein Handtuch neben dem von Kai aus, auf seiner anderen Seite machte es sich Max bequem. Den restlichen Strandtag überstand er unbehelligt von Takaos Bemerkungen. Wie üblich verbrachten sie viel Zeit im Meer, dessen sanfte Wellen in ihrer Bucht es ermöglichten, auch länger im kühlen Wasser herumzudümpeln. Sicherlich wären schäumende, große Wellen auch nicht schlecht gewesen, hätten eine Menge Spaß versprochen, aber diese erforderten doch immer volle Konzentration, damit man nicht unvorbereitet von den Füßen gerissen wurde. Rei war es so, wie sie es hatten, definitiv lieber und so genoss er mit seinen Mitbewohnern einen weiteren Tag eines völlig entspannenden Urlaubs... ...Wenn da nicht Takao gewesen wäre, der gleich am Abend einen neuen Versuch seiner Mission startete. An diesem Abend fand in einem der größten Hotels der Stadt eine Poolparty statt, zu der neben Urlaubern und Touristen auch viele Einheimische gekommen waren. Der Pool selbst war ansprechend beleuchtet, während die Lampen rings herum eher spärlich gehalten waren, was dazu führte, dass das Wasser in leuchtendem Hellblau aus der Dunkelheit der Nacht herausstach. Im Eingangsbereich des Hotels waren ein Büffet und Getränke aufgebaut, zudem waren überall Tische und Sitzgruppen aufgestellt worden, die auch schon größtenteils besetzt waren, als die vier bei der Veranstaltung auftauchten. Rei sah, wie Kai sich noch etwas missmutig umschaute, als sie zu einer noch freien Sitzmöglichkeit vorstießen. Den Russen hatten sie überreden müssen, überhaupt mitzukommen, denn dieser hatte bei der Poolparty mit einer steifen Angelegenheit gerechnet, zu der jeder, der einen Namen auf sich hielt, aufgetakelt erscheinen und höfliche Konversation austauschen würde. Obwohl sie in ein, zwei Bars bereits eine solche Erfahrung gemacht hatten und dort schnell wieder verschwunden waren und die Vermutung Kais deshalb gar nicht so weit hergeholt schien, hatten sie diesmal Glück. Im Pool und am Rand desselben tummelten sich Leute in normalen Schwimmsachen, durchaus tanzbare Musik erklang aus Lautsprechern, die Rei noch nicht hatte sichten können, und die Stimmung war entspannt und ausgelassen. „Siehst du, Kai“, meinte Max, als er auf einem hohen Hocker an einer Art Stehtisch Platz nahm, „es ist gar nicht so schlimm, wie du gedacht hast.“ „Ganz im Gegenteil“, warf Takao ein, sah sich zufrieden um. Einen Moment später erbot er sich, Getränke holen zu gehen, und Max sprang auf, um ihn zu begleiten. Es war für Rei offensichtlich, dass sie die Gelegenheit nutzen würden, sich noch weiter umzusehen. Als eine Gruppe lachender und lärmender junger Menschen an dem Tisch, an dem auch Kai und Rei sich hingesetzt hatten, vorbeigezogen war, wandte sich Letzterer an Kai. „Es ist doch wirklich okay hier, oder?“ „Ja, stimmt schon“, gab Kai zu, fügte dann grinsend hinzu: „Ich muss euch wohl aufrichtig dankbar sein, dass ihr es mal wieder geschafft hat, mich zu überreden, was?“ Rei lachte. „Es reicht schon, dass du einfach gute Laune hast.“ Kurze Zeit später kamen ihre beiden jüngeren Mitbewohner mit Getränken zurück, alkoholisch, wie Rei schnell bemerkte. Vielleicht war dieser Alkoholgehalt der Grund, aus welchem er nicht skeptisch wurde, als Takao sich später ein zweites Mal anbot, etwas zu trinken zu besorgen, wo dieser doch normalerweise immer darauf achtete, dass er nicht mehrmals mit einer Aufgabe an der Reihe war. Diesmal brachte er nicht nur Getränke mit, sondern auch eine junge blonde Frau. Rei konnte die beiden vom Pool her über die Wiese auf ihren Tisch zukommen sehen, doch als ihm dämmerte, warum Takao sie mitbrachte, war es zu spät, um die Flucht anzutreten. „Das hier ist Maari“, stellte Takao vor, während er die Gläser abstellte, „und das sind meine Freunde“ - er wies jeweils mit einer kurzen Handbewegung auf den Betreffenden - „Kai, Max und Rei. Von Rei habe ich dir ja schon erzählt.“ Er zwinkerte, woraufhin Rei innerlich stöhnte. Maari lächelte und begrüßte alle. Rei brachte es nicht über sich, sie zu ignorieren, wie er es am liebsten getan hätte, brachte stattdessen ein angestrengtes Lächeln auf die Lippen und schüttelte ihre Hand mit einem „Freut mich“. Als sie jene Hand jedoch gleich darauf auf seinem Oberschenkel ablegte und diesen unter dem Tisch entlang strich, gefror ihm selbst das aufgesetzte Lächeln. Ohne darauf zu warten, ob die anderen am Tisch etwas mitbekommen hatten, ergriff er die Hand des Mädchens und nahm diese bewusst von seinem Bein fort. Er hatte gehofft, dass ihm dies erspart bliebe, aber jetzt war es soweit gekommen, dass er ein paar klare Worte mit Takao wechseln musste. Zuerst musste er jedoch Maari noch loswerden. Mit großen Augen blickte diese ihn an, nachdem er ihr mit dem Lösen ihrer Hand eine so deutliche Abfuhr erteilt hatte. Einmal kurz die Augen schließend, wappnete sich Rei für das Kommende. „Es tut mir Leid, Maari“, sagte er. „Ich weiß nicht, was mein Freund dir erzählt hat, aber ich habe wirklich kein Interesse.“ Ihr seinen Drink in die Hand drückend fuhr er fort: „Nimm das als Danke fürs Mitkommen hierher und geh wieder zu deinen Freunden zurück, okay?“ Ohne das Getränk mit einem Blick zu würdigen, sagte sie schnippisch: „Hat mich auch gefreut.“ Takao einen nicht gerade freundlichen Blick zu werfend, rauschte sie ab. Rei atmete aus, während er seinen Ellbogen auf der Tischplatte absetzte und seinen Kopf mit seiner Hand stützte. Offensichtlich noch immer nicht ganz begriffen, was gerade in so rascher Folge geschehen war, fragte Takao: „Was war das?“, hängte einen Augenblick später ein „Was ist denn mit dir los, Rei?“ daran. Auch Kai und Max sahen den Schwarzhaarigen an, warteten auf dessen Antwort. „Ich habe einfach keine Lust auf so was im Moment. Ich-...“ Rei dachte an das, was Kai ihm über die Suche nach der Großen Liebe gesagt hatte. Ihm war bewusst geworden, dass er sich momentan noch keine neue Freundin wünschte und auch keine Affäre oder sondergleichen. So, wie es war, ging es ihm gut, und er wollte zunächst etwas Abstand zu seiner Beziehung mit Mao gewinnen, bevor er sich weiter um die Beantwortung von essentiellen Fragen des Lebens kümmerte. „...Ich weiß den Gedanken zu schätzen, den du hattest, Takao, aber ich fände es schön, wenn du nicht noch weitere Frauen anschleppst.“ Er grinste schief. „Ihr braucht euch keine Sorgen zu machen. Wenn ich wieder bereit für so was wie eine Beziehung bin, gebe ich Bescheid. Gerade aber - lieber noch nicht.“ Takao nickte, etwas betreten. „Sorry, ich... Geht klar, Rei.“ „So“, begann Max, „wie wäre es, wenn wir uns endlich unseren Drinks widmen und weiterquatschen?“ „Das klingt gut“, erwiderte Rei lächelnd, einen kurzen Blick mit Kai tauschend. Jetzt konnte er den Urlaub so richtig genießen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)