Prelude of Shadows von yazumi-chan (Die Team Shadow Chroniken) ================================================================================ Jayden – Akt 1, Szene 4 ----------------------- 8 Jahre vor Team Shadows Gründung   Das Wasser war herrlich erfrischend. Jayden war getaucht, bis ihm schwindelig wurde; nun trieb er schläfrig am Rand des Ufers, wo der See gerade tief genug war, dass seine Zehenspitzen nicht den weichen Morast berührten. Bei seiner Unterwassererkundung waren ihm einige kleine Fischpokémon entgegen geschwommen, Goldini, Karpador, sogar ein Tentacha, dessen schwarzen Tentakeln Jayden rasch ausgewichen war, bevor sie seine Fußgelenke berührten. „Komm auch rein, Chris!“, rief er in die ungefähre Richtung, in der er seine unfreiwillige Reisegenossin vermutete. Konnte sie vielleicht nicht schwimmen? Nicht alle Alabastia-Kinder waren mit ihren Eltern auf Route 21 schwimmen gewesen. Leicht schwindelnd paddelte er zum Ufer und stieg aus dem Wasser. Er schwankte. Die Sonne brannte auf seine nackte Haut herab. Die Augen reibend sah er sich um. Sein Rucksack lag noch genau da, wo er ihn abgeworfen hatte, neben dem Kleiderhaufen, in dem sein Pokéball versteckt lag. Von Chris war weit und breit keine Spur zu sehen. War sie ihm hinterhergesprungen und im See ertrunken? Panik legte sich auf seine Brust wie ein Backstein, aber er schüttelte den Gedanken schnell wieder ab. Er hätte es gehört, wenn sie ihm hinterhergekommen war, und der See war nicht groß genug, als dass er sie nicht auf seinen Tauchgängen bemerkt hätte. Hastig zog er Hose und T-Shirt an und schnallte sich den Rucksack auf den Rücken. Nein. Viel wahrscheinlicher war es, dass sie ihn links liegen gelassen hatte, wie sie es von Anfang an gewollt hatte. Enttäuschung füllte sein Herz mit Nadeln. In den drei Tagen, die sie zusammen gereist waren, hatte Jayden gedacht, Chris und er wären Freunde geworden. Anscheinend hatte er sich getäuscht. Die gute Laune, die er nach dem Schwimmen gehabt hatte, war verflogen. Mit schweren Schritten schleppte Jayden sich Richtung Stadt. Alles war so hell, und sein Mund fühlte sich trocken an. Als erstes musste er in das Pokécenter, um seine Trainer-ID zu beantragen und hoffentlich ein Zimmer für die Nacht zu reservieren. So sehr er versucht hatte, Chris nichts merken zu lassen, so schlecht hatte er die letzten Nächte im Freien geschlafen. Er wollte ein weiches Bett und ein Dach über dem Kopf. Vielleicht konnte er auch Glumanda untersuchen lassen, nur um sicherzugehen, dass es gesund war. Schaden konnte es nicht. Das junge Pokémon aus seinem Pokéball zu lassen, war Jayden in dieser brütenden Hitze jedoch zu riskant. All die trockenen Gärten … Es wäre schön blöd, wenn er gleich auf dem ersten Abschnitt seiner Reise einen Brand in der Stadt verursachte. Vertania City fühlte sich zu groß an. Er brauchte über eine Stunde, um das Pokécenter in all den verschachtelten Straßen zu finden, obwohl er sich immer an dem roten Neon-Schild orientierte. Sein Kopf pochte schmerzlich. Als er endlich vor dem großen, rot-weißen Gebäude stand, stieß er erleichtert die Glastür auf und trat in den kühl temperierten Empfangsraum dahinter. Fröstelnd sah er sich um. Einige Sitzbänke standen an die Wand gerückt, auf denen zwei jugendliche Mädchen miteinander Karten spielten, während sie auf ihre Pokémon warteten, die gerade bei Schwester Joy in Behandlung waren. Neben der Theke mit der Heilmaschine hing eine große Karte von Kanto. Und hinter der Theke, die gerade nicht besetzt war, hing ein Plakat. Ein Plakat mit dem Bild eines Glumandas. Seines Glumandas. Jayden schluckte, während er benommen den Text überflog. Glumanda war als gestohlen gemeldet. Jayden selbst wurde als der Dieb beschrieben. Sie hatten kein Bild von ihm, aber sein Name … sein Name stand auf der Trainer-ID, die er abholen wollte. Das Pochen in seinem Kopf wurde stärker, drängender. Ihm war schwindelig und die Welt in seinem Sichtfeld verlor an Farbe. Jayden machte einen zittrigen Schritt zurück, und übergab sich prompt auf die weißen Fliesen. „Was ist los? Geht es dir gut?“ Aus den Augenblicken entdeckte Jayden, dass eines der Mädchen aufgesprungen war und nun hastig neben ihm auf die Knie ging. Jayden wollte Ja sagen, aber der Anblick und saure Geruch seines Erbrochenen ließen ihn gleich erneut würgen. Irgendjemand rief nach Schwester Joy. Hände berührten seinen Kopf und Nacken, strichen beruhigend über seinen Rücken. „Sie kommt gleich“, beruhigte ihn das Mädchen und strich ihm das verschwitzte Haar aus dem Gesicht. „Alles ist okay.“ Jayden würgte erneut, aber er hatte heute noch nicht viel gegessen und heraus kam nur noch bitter schmeckende Galle. Seine Augen tränten. „Was ist passiert?“ Die autoritäre Stimme der Schwester Joy donnerte durch den Raum. Jayden spuckte aus. Mit Anstrengung sah er zu der pinken Gestalt auf, die sich bei dem Aufruhr genähert hatte—und fiel vor Schreck fast hintenüber. Die hünenhafte Frau, die einem Baumstamm gleich dastand und sich vor ihm hinkniete, sah kaum wie eine Frau aus, geschweige denn wie eine Schwester Joy. Zugegeben, Jayden war in seinem Leben noch keiner einzigen Joy begegnet, aber er wusste aus Castors Lehrkanalfolgen, wie die zierlichen Frauen mit ihren pinken Brezelfrisuren und dem unbeirrbaren Lächeln auszusehen hatten. Diese Joy war riesig, mit breitem, herben Gesicht und Armen, deren Muskeln den Stoff ihrer pinken Uniform zum Reißen spannten. Als sie eine verschwielte Hand nach ihm ausstreckte, zuckte Jayden zurück, musste im nächsten Moment jedoch die Augen zusammenkneifen. Ihm war so schwindelig! Alles drehte sich. „Er wird bewusstlos“, sagte Joy und hob ihn ohne Probleme vom Boden auf. „Vermutlich ein Sonnenstich, so rot wie er aussieht. Ich bringe ihn nach hinten in den Behandlungsraum.“ Jayden öffnete ein Auge und sah an der festen Schulter der Schwester Joy vorbei die Wände, die sich immer enger zu ziehen schienen. Das besorgte Gesicht eines ungewöhnlich muskulösen Chaneiras, das an einem Shake schlürfte und mit der freien Hand eine Hantel stemmte, war das letzte, was er sah, bevor ihm endgültig schwarz vor Augen wurde.     Als Jayden erwachte, wusste er für einen kurzen Moment weder, wo er war, noch ob er überhaupt seine Augen geöffnet hatte oder noch immer bewusstlos war, so dunkel war es. Sein Schädel dröhnte und er fühlte sich schlapp und ausgewrungen wie ein nasser Waschlappen. Entgegen seines besseren Wissens stemmte er sich vorsichtig auf und sah sich um. Langsam gewöhnten sich seine Augen an das fehlende Licht. Er lag auf einer grünen Liege, die mit weißen Papierbahnen ausgelegt war. Der kleine Behandlungsraum wurde durch schwere Vorhänge vor dem einzigen Fenster abgedunkelt. Die Tür war geschlossen. Er war allein. Vorsichtig tapste Jayden über die kühlen Fliesen. Jemand hatte ihm seine Schuhe ausgezogen. Sie standen unter einem Stuhl neben der Tür, zusammen mit seinem Rucksack. Panisch griff Jayden nach seinem Gürtel, doch Glumandas Pokéball war noch da. Von draußen konnte er Stimmen hören. Er legte ein Ohr an das Holz, aber die Tür war zu dick. Er konnte zwei verschiedene Stimmen ausmachen, eine von ihnen Schwester Joys tiefer Klang. Die andere war eine Frau, da war er sicher. Sie kam ihm bekannt vor, aber er wusste nicht, woher … Vorsichtig, sodass sie nicht knarzte, drückte er die Klinke hinunter und zog die Tür einen Spalt auf. Augenblicklich wurde das Gespräch verständlich. „Ich muss mit ihm reden“, sagte die ihm unbekannte Stimme. Nur dass sie jetzt nicht mehr unbekannt klang. Ein schneller Blick um die Ecke bestätigte seine Vermutung. Es war Blues Freundin, die Laborantin aus Eichs Labor. Nicole. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)